suna
Wednesday, 5. December 2012
mag.


mario draghi, bitte mach, dass dieser reflex schnell wieder verschwindet, denn nur weil ich zwei mal aufgrund dieser enorm kleinen geldtasche einen geldschein aussstreifen und deshalb länger betrachten musste, hab ich jetzt ständig, wenn ich geld in der hand habe, deine unterschrift vor mir, und somit die unterschrift meines klassenvorstands im gymnasium, und ihre stimme, und ihren strengen blick, und diese zwischen zwei leblose lippen gespannte ahnungslosigkeit, acht jahre lang frau magister soundso unter jeder mitteilung an die eltern, unter jedem zeugnis, in dieser unerträglichen lehrerschrift, hinter der man keine erwachsenen erwarten kann, sondern halbwüchsige, gerade erst des schreibens mächtige streberleins, die alles schön gerade und aufrecht schreiben, bei denen kein buchstabe ein eigenleben bekommt, das von einer mittelvermittelten schablone abweicht, im gegenteil, jeder buchstabe erstarrt aus angst, vor eigensinn vollkommen unsinnlich. ja, mario? brrr.

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Tuesday, 4. December 2012
the sun also rises


ich habe ein kunststück vollbracht: ich habe meinen hut verloren. es war, und es ist wahrscheinlich angebracht, schon im imperfekt zu schreiben, ein schöner, aber kein sehr teurer hut. das internet hatte ihn geschickt, er hatte mich gleich viel geld gekostet wie ein monat im kleineinkommenfitnesscenter, aber anders als dem fitnesscenter sah man ihm das nicht an. er war sehr schön. grau und groß und aus filz, der sich dramatisch bog, wenn ich ihn trug. ich hatte ihn einmal mit der großen schwarzen sonnenbrille probiert, aber beschlossen, dass das zu viel des guten wäre. auch das mit dem lippenstift. mein schöner großer grauer hut ist also fort. er ist weder im büro 1, noch im büro 2, noch zuhause auffindbar. einen hut mit einem durchmesser von knapp dreißig zentimetern übersieht man ja nicht einfach mal so. und an andere orte hab ich mich in den letzten tagen einfach nicht bewegt. leider.

es macht mir sorgen, dass ich diesen hut nicht mehr finde. er liegt nicht am autorücksitz, was daran liegen kann, dass ich nicht mit dem auto fuhr. er steckt nicht im wäschekorb, obwohl die putzfrau zuhause war und alles, von dem sie sich nicht sicher ist, wo es hingehört, in den wäschekorb steckt. oder in die bestecklade. aber da hätte der hut natürlich nicht reingepasst. auch habe ich ihn nicht am kaffeestand, irgendwie, durch einen seltsamen zufall abgenommen und vergessen. ich hab schon gefragt. sogar im kleineinkommenfitnesscenter hab ich gefragt, ob sie einen dramatischen hut gefunden hätten, aber in der box mit fundgegenständen lagen nur kraftriegel, socken und eine lernunterlage zu irgendwas medizinischem.

ich würde es sehr gerne ausschließen, dass der hut mir während des gehens vom kopf flog, ohne dass ich es merkte. dass er mir vom kopf fliegen konnte, war prinzipiell möglich, denn der hut passte mir nicht so ganz, er kam ja aus dem internet und woher soll das internet meinen kopf kennen. er viel zu groß für meinen kopf. ich klemmte eine dicke spange hinein, um die einheits- meiner individuellen kopfgröße anzupassen, und dennoch: die gefahr, dass er mir vom kopf flöge, bestand natürlich. aber nicht diejenige, dass ich es nicht merken würde. der hut war ja so groß, dass ich auch nicht einmal telefonieren und dadurch unachtsam werden konnte, wenn ich ihn trug, weil er mir wie zweite klappohren über den ersten richtigen ohren schwang. schön, elegant, aber in der zeit.

wo nur kann dieser hut nur sein?

(große sehnsucht nach ein bisschen mehr mondänität. nach weniger kleinklein. nie angst vor schein. aber große angst vorm grau des groschenzählens)

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Sunday, 2. December 2012
einige nachrichten an das all


erst dachte ich, es sei vielleicht daran gelegen, dass ich keinerlei erwartungen an diesen abend hatte, keine guten, keine schlechten, überhaupt keine erwartungen, weil ich mich ignoranterweise und aus ein paar gründen, die der alltag so mitbringt, nicht damit beschäftigt habe, was da auf mich zukommen könnte, also saß ich dann relativ aus dem trubel gerissen und überhaupt nicht vorbereitet, auf nichts eingestellt im akademietheater, und es dauert keine halbe minute, bis klar war, huch, das hat mich jetzt, das erwischt mich jetzt aber, da passiert jetzt was mit dem theater und in dem theater, mit und in mir. das stück von wolfram lotz in der inszenierung von antú romero nunes am wiener akademietheater hat für mich zumindest sehr viele sehnsüchte an das theater, die in den vergangenen jahren herangewachsen sind, ohne sie alle konkret benennen zu können, erfüllt. zu viel erzählen will ich gar nicht über das stück und das kritisieren sei den kritikern überlassen, aber mich hat es auf eine seltsame art und weise berührt, durchdringend, ohne schwer zu wirken, auf den verschiedensten ebenen, auf jener des staunens über das, was im theater möglich ist, auf jener, mit der ich jeder form von größenwahn zunächst zumindest jedesmal wohlgesonnen bin, auf jener, in der sich der intellekt freut, mal nicht unterfordert zu sein, usnd auf der anderen, in der das herz merkt, das es sich tatsächlich zusammenzieht, ohne fünfzehn inszenierungshinweise dafür zu brauchen, genauso wenig wie für das lachen, das einfach entschlüpft und als lächeln bleibt. das stück berührt dort, wo die erinnerung an den einen moment hockt, in dem ich das selbst zum ersten mal begriffen habe, das mit der unerträglichen sterblichkeit, das mit der begrenztheit der zeit, die uns zur verfügung steht, das stück berührt dort, wo es mit der großen geste zeigt, dass gras wachsen wird aus den menschen, die jetzt noch kinder sind, das stück berührt dort, wo ich mich selbst dabei ertappe, auf die einfachsten dinge hereinzufallen, auf den rhythmus der musik, immer fall ich auf den rhythmus rein, jeder rhythmus kriegt mich. begeistert!


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Der Schlag meines Herzens
Das Fernsehprogramm
Meine sozial’n Kompetenzen:
Weltraumschrott!
All unsre Schmerzen
Das Hoffen und Leiden
Das Zwitschern der Schwalben:
Schrott! Schrott! Weltraumschrott!
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Saturday, 3. November 2012
kalt


festgestellt, dass mir immer ein bisschen kalt um die nasenspitze wird bevor ich weinen muss, egal aus welchem grund, egal an welchem ort.

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Monday, 29. October 2012
brücke


natürlich weiß ich es, natürlich, es ist mir ja schließlich schon oft genug passiert, aber jedesmal wieder erschreckt es mich, wenn mir die haare über die augen peitschen und ein zwei strähnen im mund hängen bleiben, so dass ich losprusten muss als hätte ich meerwasser geschluckt, nur weil ich den ersten schritt auf die brücke gesetzt habe, raus aus den häuserkaskaden trat, und über den donaukanal immer der wind fegt, immer, wenn es herbst und winter ist und der himmel verhangen und grau, wie heute, wie in den kommenden, schönen, dunklen tagen.

von enten geträumt, holden, alter, that just kills me.

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Saturday, 27. October 2012
xxx


selbstbildnis mit zwei siamkatzen

überhaupt dauern katzengedanken, katzenschnurren, wenn kopf auf bauch, katzenfell, als zum ersten mal in die handschuhe geschlüpft, katzencharakter in den fünf minuten selbstreflexion bis zum moment, an dem es mir immer zu blöd wird

gaito gasdanow gelesen und sofort die frage gehabt, was da noch alles vergessenes herumliegt, das so begeistern kann, so berühren und befremden, das keine sekunde lang kalt lässt, mich zumindest nicht. und die andere frage: wenn das in der literatur geschehen konnte, mitten im 20. jahrhundert, mitten in paris, konnte das etwa auch in der musik geschehen, mitten im 20. jahrhundert, mitten in europa, konnte es geschehen, dass da etwas entstanden war, das großartig ist und überdauern sollte und könnte, entdeckte es einer, nähme sich einer seiner an?

selbstbildnis auf dem heimweg, mit einem hut und einer faust voller skittels, die grauslichen kaubonbons immer wieder in den mund steckend, fast heimlich (farben auf der handfläche dann, wie bei smarties. kenne meine zunge nicht)

gasdanow gelesen und sofort das bedürfnis, wieder lernen zu wollen, russisch dieses mal, russisch oder cello spielen und

selbstbildnis als die frau mit dem cello in der einrichtungsanzeige, die frau mit dem cello auf der couch vor der ziegelwand mit dem offenen kamin und dem mann, der zugedeckt von unmengen an zeitungen schläft

nein, kein selbstbildnis als frau mit cello in einer einrichtungsanzeige, wirklich nicht wahr, völlig fehlgeleitet, das kleine experiment, besser, wahrer:

selbstbildnis als frau mit cello in jenem modus, den ich am meisten mag an mir, im zustand der konzentration, ja, ich mag etwas an mir, ich mag einen zustand mir mir, ich schreibe das jezt hier hin und punkt.

gasdanow gelesen und ein paar seiten gebraucht, um in das buch hineinzufinden, so wie es ein paar schritte brauchte, um wieder in das gehen hineinzufinden, in das luftholen und in das reden, wenn einer vorgeht und der andere dicht dahinter, weil das ein anderes reden ist, ein rückwertsgewandtes, ein lauteres reden, wieder hineingekommen in das reden und das gehen und in das luft holen, ein fahler herbsttag, überhaupt kein besonderer tag, aber ein tag, der besonders dadurch wurde, dass im nichts zugeschrieben wurde, ein paar hundert kilometer von wien entfernt ist es ohne probleme gelungen, den tag mit nichts aufzuladen, ihn mit keiner liste an erledigungen zu versehen, deren unumsetzbarkeit ein fahles gefühl hinterlassen kann, ein durch und durch schöner tag, ein beieinandersein, innig und glücklich und ungestört und dabei nahe genug am alltag, um nicht mit dem abscheu der ausnahme versehen zu werden, ach,

katzenartig, immer lauernd, schreib ich da, dabei stimmt das gar nicht, dabei hab ich das lauernde abgelegt, kaum je besessen gar, aber nachgesagt bekommen, das schon, ja

wenn katzenartig, wenn das katzenartige ein bisschen aus den augen verloren, wenn das der vorwurf ist, dann gilt er für das streunen, das streunen passiert nicht mehr, nicht mehr im gehen zumindest, das streunen passiert anders nun und das gilt natürlich nicht wirklich, weil streunen nur mit dem gehen ein streunen ist, dem sich treibenlassen, aber vielleicht ist wien nicht mehr der richtige ort dafür, vielleicht war die wienstadt das auch gar nie,

und wenn ich gasdanow richtig verstehe, dann ist das recht egal, das mit der stadt, weil man ohnehin in den erinnerungen streunt, oder in dem, was man eben für erinnerungen hält.
(sollten sie das hier gelesen haben: lesen sie besser gasdanow.)

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