atem.

das neue jahr mit einem nicht ganz so guten buch begonnen, der handke-biographie von malte herwig. bei allem respekt vor dem vorhaben, eine biographie über einen noch lebenden, noch wirkenden autor zu schreiben, der noch dazu so prägend war, so präsent ist wie peter handke, wollte ich den portraitierten doch immer wieder in schutz nehmen, unbekannterweise, vor den platitüden, vor den redundanzen, der hözernheit, vor den ungenauigkeiten in ausdruck und struktur wollte ich ihn schützen, immer wissend, dass er sich dem selbst ausgesetzt hat, im wissen, dass etwas so stumpfes herauskommen kann (im vergleich zu, ach, ob man da denn vergleichen darf?).

und sie jubelten und brüllten über das gelalle und gehopse, über das gekicher und geschrei, über das geschau und gesinge, über ein einwandfreies kasperltheater, über eine eins-a-silvesterrevue. sie klopften sich auf die schenkel, wenn auf der bühne mal wieder einer zu boden fiel, sie spendeten grotesken zwischenapplaus, wenn drei ernsthafte schauspieler sich im kanon zu comedyaffen machten, es ist derselbe humor wie im deutschen privatfernsehen, es ist derselbe billige effekt wie beim weihnachtsstück der chefs, wie beim schulschlusssketch der lehrer - es ist hartmann an der wiener burg, einmal mehr, einmal mehr zeigt sich, wie groß die schere zwischen spielen und spielen klafft, wo spiel sein sollte, ist spielerei, statt figuren, die sich, man erinnert sich dunkel, vielleicht auch entwickeln, eine wandlung erfahren könnten, gibt es immerhin konsequent durchgehaltene klischees, masken, die nicht entlarvt werden, statt inhalt nur form und hohle worthülsen, statt spiel nur gesten, die ans kollektive kulturgedächtnis mahnen, aber sie lachen und grölen und jubeln erleichtert, dass die etwas schwülstigeren szenen schnell wieder vergessen sind, sobald die klamaukwolke wieder sanften nebel verbreitet hat. nein, danke, ich verzichte.

wie gerade dann, als ich beginne, mich für die härte einiger meiner urteile zu schämen, doch wieder etwas kommt und damit alles hochkommt und sich ein weiteres mal zeigt, dass das ausmaß dieses wahnsinns, das für mich schon vor monaten ein zuvor unvorstellbares war, sich immer wieder selbst übertrifft. keinen respekt mehr, nicht den geringsten, kein händedruck mehr, und auch kein verständnis, nur die nüchterne akzeptanz, dass sich das geschehene nicht ändern lässt, aber das gewordene die änderung herbeigeführt hat. und hoffen, dass diese von dauer ist, trotz der immer währenden nähe zu den protagonisten der vergangenheit.

land, diese branche, diese selbstherrlichkeit, dieser stumpfsinn, diese selbstgerechtigkeit, diese kleingeistigkeit, diese hirnlosigkeit, diese herzlosigkeit, diese stupide lässigkeit, diese vorgegebene moralische überlegenheit, diese sich gegenseitig schriftsteller schimpfenden kolumnenschreiberleins, diese sich gegenseitig journalisten schimpfenden dampfplauderer, diese sich leitmedien schimpfenden schülerzeitungen, dieses land. widert mich an.

glücklich.